Welchen ETF soll ich kaufen?

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Mai 2024 in meinem Newsletter Besser investieren erschienen. Jetzt den Newsletter abonnieren. 

Die Erfolgsstory – aus gutem Grund

Das Investieren via ETFs wird immer beliebter. Und dies aus gutem Grund: Es ist einfach und günstig.

ETFs investieren im Normalfall passiv. Das heisst, es wird einfach ein Index abgebildet. Im Gegensatz hierzu gibt es aktive Fonds, wo Fondsmanager beispielsweise versuchen, unterbewertete Firmen zu finden und gezielt in diese zu investieren. Einen Nachteil hat man mit dem passiven Investieren nicht – im Gegenteil: Die Renditen nach Kosten sind im Vergleich mit aktiven Fonds im Schnitt sogar höher, wie wissenschaftliche Studien zeigen.

Die wichtigsten Kriterien

Soweit, so gut. Doch auf was sollte man bei einem ETF schauen?

Im Video unten erkläre ich dies ausführlich.

Für mich sind die folgenden fünf Kriterien entscheidend:

Kriterium 1: Jährliche Kosten (Total Expense Ratio)

Wenn zwei ansonsten identische ETFs einfach passiv einen Index abbilden, gilt: Günstiger ist besser. Mittlerweile findet man für die meisten Märkte Produkte für 0,1 bis 0,2% pro Jahr. Der Effekt von Gebühren wird oft unterschätzt.

Machen wir einen kurzen Exkurs und gehen davon aus, dass es zwei Aktien-ETFs gibt. Einen für 0,3% pro Jahr und einen ansonsten identischen für 0,1% pro Jahr. Werden 30 Jahre lang jährlich 10’000 Franken investiert, dann ist das Gesamtvermögen am Schluss rund 30’000 Franken höher mit dem günstigeren ETF. Vergleichen lohnt sich also!

Kriterium 2: Fondsvolumen

Das Fondsvolumen gibt an, wie viel Geld in den ETF investiert wurde. Und mehr ist hier grundsätzlich besser. Einen fixen Richtwert gibt es nicht, ein ETF-Volumen von mindestens einigen Dutzend vielleicht sogar 100 Millionen ist aber sicher empfehlenswert. Achtung: Gerade bei erst kürzlich aufgesetzten ETFs kann das Volumen aber natürlich noch tief sein.

Kriterium 3: Ertragsverwendung

Bei einem ETF ist geregelt, was mit den Erträgen (z. B. Dividenden) passiert. Entweder werden sie ausgeschüttet oder automatisch reinvestiert. Man spricht dann von thesaurierend. Was sinnvoller ist, hängt von der eigenen Anlagestrategie ab. Wer langfristig investiert und das Geld nicht braucht, sollte einen thesaurierenden ETF wählen. Die reinvestierten Dividenden sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtrendite.

Kriterium 4: Replikationsmethode

Die Replikationsmethode gibt an, wie der ETF aufgebaut ist. Es gibt zwei Methoden. Physisch und synthetisch. Persönlich finde ich physische ETFs besser, wo solche vorhanden sind. Mehr Details hierzu aber oben im Video.

Kriterium 5: Währungsabsicherung

Sollte man das Fremdwährungsrisiko absichern? Die Antwort ist nicht ganz eindeutig. Grundsätzlich wird es bei Anleihen empfohlen. Bei Aktien aber gibt es unterschiedliche Meinungen. Wer eine Absicherung wünscht, kann dies via hedged ETFs erreichen.

Meine Favoriten

Anhand dieser Kriterien sollte die Wahl der eigenen ETFs hoffentlich etwas leichter fallen. Und man sollte den Entscheid natürlich periodisch überprüfen. Vor einigen Monaten hat beispielsweise die UBS die Gebühren für ihre ETFs deutlich reduziert. So gibt es den ETF auf den MSCI World neu für 0,1% statt 0,3% pro Jahr.

Noch eine letzte Bemerkung vorweg: Bei aller Liebe für ETFs. Es gibt mittlerweile viele ETFs, die sehr spezifisch investieren, teilweise nur in ein einziges Asset. Das Thema Diversifikation behandle ich mal in einer der nächsten Ausgaben von Besser Investieren.

Zu meinen Favoriten zählen zurzeit folgende ETFs. Die Liste ist aber nicht abschliessend – auch andere ETFs erfüllen die obigen Kriterien.

Ausführlich erläutere ich die ETFs übrigens im folgenden Video.

Mit ETFs für Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Gold dürften die meisten Bedürfnisse abgedeckt sein. Vermutlich ist für viele sogar ein einziger Welt-Aktien-Index ausreichend. Günstig sind hier die ETFs von Vanguard und iShares (vgl. Liste oben). Schweizer müssen beim Vanguard-ETF wohl auf den „Distributing“ ausweichen, weil der akkumulierende (noch) nicht an der Schweizer Börse kotiert ist. Wer zusätzlich Small Caps, also kleinere Firmen, im Portfolio möchte, ist mit dem SPDR-ETF gut beraten.

Allerdings ist bei den Welt-Indizes von MSCI und FTSE der Anteil amerikanischer Aktien mit über 60% sehr hoch. Wer also weniger US-lastig investieren möchte, kann z. B. via Emerging Markets oder Europa-ETFs geografisch breiter diversifizieren und die entsprechenden ETFs dem eigenen Portfolio nach Präferenz beifügen. Selbstverständlich lässt sich auch die Schweiz übergewichten mit den beiden sehr günstigen ETFs von iShares und UBS. Wer noch mehr Schweizer ETFs kennenlernen möchte, dem sei dieser Blog von Eric Marschall empfohlen: https://www.schwiizerfranke.com/welcher-etf-fuer-anfaenger. Mehr Infos zu allen ETFs findet man sonst auf justetf.com.

Ein reines Aktienportfolio ist nicht immer empfehlenswert. Gerade bei kürzeren Anlagehorizonten ist es sinnvoll, das Portfolio mit Anleihen zu ergänzen, weil so die Schwankungen des Portfolios reduziert werden können. Bei Anleihen ist es sinnvoll, das Fremdwährungsrisiko abzusichern und einen entsprechenden ETF zu kaufen. Hier bieten sich z. B. die iShares Global Aggregate Bond ETFs an, die in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen investieren – je nachdem in Euro oder in Schweizer Franken abgesichert.

Investitionen in Immobilien lassen sich mit den ETFs von VanEck und HSBC erreichen. Diese investieren in die grössten börsenkotierten Immobilienunternehmen. Bei Rohstoffen können die zu Grunde liegenden Indizes stark voneinander abweichen. Der erste ETF in der obigen Liste beispielsweise basiert auf dem CMCI, der im Vergleich mit dem Bloomberg Commodity Index (ETFs 2 und 3) einen deutlich höheren Anteil an Industriemetallen aufweist, dafür einen geringeren Anteil an Edelmetallen. Stichwort Edelmetalle: Weil Gold nicht nur ein Rohstoff ist, sondern auch weitere Funktionen (z. B. Wertaufbewahrungsmittel) aufweist, kann eine Ergänzung des Portfolios mit dem Invesco-ETF sinnvoll sein.

Zum Schluss noch eine Anmerkung: Meine Liste ist nicht abschliessend, es gibt weitere gute ETFs, und sie kann sich künftig anpassen, weil Anbieter Preisanpassungen machen oder neue ETFs auf den Markt bringen. Regelmässig selbst die ETFs zu überprüfen, ist deswegen zu empfehlen.